Vom 19. bis 21. September traf sich die IG Königsklasse zum großen Saisonfinale im Rahmen der Hockenheim Classics. Auf dem traditionsreichen Hockenheimring sollte sich entscheiden, wer am Ende ganz oben steht – und das bei nahezu perfekten Bedingungen.

Bereits am Donnerstag reisten viele Teilnehmer an, um sich die besten Plätze im engen Fahrerlager zu sichern. Obwohl das erste freie Training erst am Freitag auf dem Programm stand, gab es bereits am Vortag die ersten technischen Ausfälle – und so mancher Pilot erreichte seinen Stellplatz nur mit Hilfe. Ein Vorgeschmack auf die Höhen und Tiefen, die dieses Wochenende noch bereithalten sollte.


FREITAG

Strahlender Sonnenschein, 25 Grad, wolkenloser Himmel – das freie Training am Freitag bot perfekte Voraussetzungen für den Auftakt eines spannenden Finalwochenendes.

Und gleich zu Beginn gab es interessante Entwicklungen: In der GP125 feierte Sebastian Bader sein Debüt mit seiner Honda RS125. Unser 1. Vorsitzender Martin Koller ging erstmals in der GP250 mit seiner Honda RS250 an den Start.

Die Tagesbestzeit fuhr Daniel Wolf (Honda RS250) in der GP250-Klasse. Dahinter folgten Carsten Schröter und Markus Pekacar. Die beiden Titelfavoriten Peter Schulte-Wien und René Voß fuhren am Freitag eher verhalten, wohlwissend, dass im Titelkampf noch alles offen war – lediglich vier Punkte trennten die drei Topfahrer.

Auch in der GP500 standen die Zeichen auf Spannung: Herausforderer Jakob Gaßmann (Wittgass 421) fuhr die schnellste Zeit vor Peter Seydel (Yamazuki 500) und Berthold Gudermann (Suzuki RG500). Mit nur fünf Punkten Vorsprung auf Gaßmann reiste Seydel nach Hockenheim – Spannung war garantiert.

In der GP125, deren Meistertitel bereits in Schleiz an Klaus Ernst ging, zeigte Reiner Scheidhauer eine starke Performance und führte das Feld vor Debütant Bader und Gerhardt Wilshaus an.

(Reiner Scheidhauer #88 vor Klaus Ernst #120) 

Besonders eng ging es in der SP250 zu: Titelfavorit Niklas Seydel beendete das erste Training mit klarem Vorsprung auf seinen Verfolger und Vorjahresmeister Daniel Kämmerling, der mit 32 Punkten Rückstand nach Hockenheim kam. Jörg Eberhardt lag auf Rang drei. Alexander Bannert, in dieser Saison ebenfalls stark unterwegs, kämpfte mit technischen Problemen und konnte nicht vorn mitmischen.

In der SP125 war die Ausgangslage klar: Dirk Hoffmann reiste ohne seinen Titelkonkurrenten Hendrik Pelzer an und konnte somit entspannt in das Wochenende starten. Mit der schnellsten Trainingszeit vor Stephan Schmid legte er den Grundstein für den Titel.


SAMSTAG

Auch am Samstag zeigte sich Hockenheim von seiner besten Seite. Beste Wetterbedingungen begleiteten das erste Qualifying am Vormittag. Das Fahrerfeld wuchs um Jörg Schöllhorn, der am Freitagabend anreiste – im Gepäck eine echte Rarität: Eine ROC-Yamaha YZR 500. Ein Blickfang im Fahrerlager.

Im Qualifying der GP500 ging es extrem knapp zu: Peter Seydel lag mit nur 0,1 Sekunden vor Titelrivale Jakob Gaßmann. Schöllhorn belegte Rang drei, gefolgt von Bertl Gudermann – ein Vorgeschmack auf den Showdown am Sonntag.

(Peter #1 vor Jakob #26)

 

Weniger eng war es in der GP250: Daniel Wolf war der einzige Pilot unter der 1:40-Marke und dominierte das Feld. René Voß steigerte sich im Vergleich zum Freitag deutlich und belegte P2 vor Gerd Ronellenfitsch und Markus Pekacar. Peter Schulte-Wien konnte die Pace nicht mitgehen und musste sich mit Rang sechs begnügen. Carsten Schröter konnte aufgrund technischer Probleme keine gezeitete Runde fahren.

In der SP250 wurde es dramatisch: Daniel Kämmerling sicherte sich die Bestzeit, während Niklas Seydel nach einem frühen Sturz keine schnelle Runde setzen konnte. Alexander Bannert, inzwischen wieder konkurrenzfähig, landete auf P2, Jörg Eberhardt auf dem dritten Platz.

(Daniel #259 vor Niklas #211)

Bei den Achtelliter-Piloten sorgte Sebastian Bader für Aufsehen: Er verwies die Routiniers Reiner Scheidhauer und Klaus Ernst auf die Plätze zwei und drei.

In der Moto3-Klasse war es Justin Kräutler, der vor Johann Karl und Jannick Kräutler die schnellste Runde drehte.

Am Nachmittag kletterte das Thermometer auf über 30°C. Die zweite Qualifying-Session um 16:25 Uhr wurde somit zu einer Hitzeschlacht – für Mensch und Maschine. Viele Zuschauer fanden ihren Weg ins Fahrerlager und auf die Tribünen, was für eine beeindruckende Kulisse sorgte.

In der GP500 sicherte sich diesmal Jakob Gaßmann die Bestzeit und damit die Pole-Position, gefolgt von Schöllhorn, Gudermann und Seydel.

Die GP250 blieb fest in der Hand von Daniel Wolf. Carsten Schröter kehrte nach erfolgreicher Reparatur seiner Yamaha TZ250 auf Platz zwei zurück. Dahinter folgten Ronellenfitsch, der belgische Fahrer Thomas Amaury, Pekacar und Erwin Postmus, der auf einem Leihmotorrad von Uli Heuer unterwegs war und damit beeindruckend schnell unterwegs war. René Voß blieb ohne gezeitete Runde – mutmaßlich erneut technische Probleme.

In der SP250 wurde der Kampf um Hundertstelsekunden zum Nervenspiel: Niklas Seydel lag mit 0,08 Sekunden vor Daniel Kämmerling. Dahinter wieder das enge Duo Bannert und Eberhardt, ebenfalls nur durch 0,2 Sekunden getrennt.

Sebastian Bader dominierte die GP125 erneut, mit klarem Vorsprung vor Scheidhauer, Ernst und Wilshaus. In der SP125 bestätigte Dirk Hoffmann seine Favoritenrolle, vor Stephan Schmid. Die Nachwuchsklasse Moto3 sah diesmal Johann Karl an der Spitze, vor Justin Kräutler.

Den Abend ließen die Teams bei Grillgut und kühlen Getränken im Fahrerlager ausklingen – der letzte Renntag der Saison stand bevor.


SONNTAG

Bereits am Morgen kündigte sich ein Wetterumschwung an. Zum ersten Rennen jedoch herrschten noch trockene Bedingungen.

Beim Start der GP500 ging Jakob Gaßmann volles Risiko – wollte das Feld direkt abschütteln. Doch in Runde 1 kam er zu Sturz! Ein Geschenk für Peter Seydel, der das Rennen souverän mit zwei Sekunden Vorsprung vor Berthold Gudermann und Bernd Hermann gewann. Gaßmann kämpfte sich zurück und beendete das Rennen immerhin noch auf P6. Die Entscheidung um die Meisterschaft war damit vertagt.

In der GP250 ging der Sieg an René Voß, mit deutlichem Abstand vor Erwin Postmus und Carsten Schröter. Doch auch Pekacar (P6) und Schulte-Wien (P7) sammelten wertvolle Punkte – die Meisterschaft blieb offen. Bitter für Daniel Wolf: Nach starken Trainings musste er seine RS250 mit technischen Problemen stehen lassen.

Daniel Kämmerling holte in der SP250 einen überragenden Sieg mit über 10 Sekunden Vorsprung. Doch Niklas Seydel genügte Rang zwei, um sich vorzeitig zum Meister zu krönen. Alexander Bannert belegte Platz drei.

In der SP125 machte Dirk Hoffmann alles klar – mit einem weiteren Sieg holte er sich ebenfalls vorzeitig den Titel.

Bei den Production-Racern (GP125) wurde die Vorahnung aus dem Qualifying Realität: Sebastian Bader feierte seinen ersten Rennsieg in der IGK – vor Scheidhauer und Klaus Ernst.

Dann wurde es ungemütlich: Der Himmel verdunkelte sich, Wind kam auf – und pünktlich zum zweiten Rennen setzte Regen ein. Die Reifenwahl wurde zum Glücksspiel. Einige Piloten wechselten noch in letzter Sekunde auf Regenreifen, andere blieben auf Slicks, manche verzichteten komplett auf den Start. Das Rennen wurde offiziell als Wet Race deklariert.

Während der Sighting-Lap trafen einige Fahrer

ihre finale Entscheidung – fast alle blieben draußen. Doch ab Runde 6 wurde der Regen stärker. Einige auf Slicks fuhren in die Box. In Runde 8 kam es in der Sachs-Kurve zu einem Sturz nach einem Highsider, ein weiterer Fahrer stürzte ebenfalls. Die Rennleitung brach ab – gewertet wurde nach Runde 7.

GP500: Berthold Gudermann siegte unter schwierigen Bedingungen. Jakob Gaßmann fuhr beherzt auf P2, Wolfgang Lauf wurde Dritter. Peter Seydel reichte ein fünfter Platz – er holte sich den Meistertitel!

In der GP250 kämpfte sich Daniel Wolf auf einer Ersatz-Suzuki RGV250 zurück und belegte P2 hinter Sieger Ronellenfitsch. Dritter wurde Schröter, Pekacar und Voß folgten – und letzterem reichte P8, um sich die Meisterschaft zu sichern!

(Sieger Gerd #90)

Die GP125 schrieb ein weiteres Kapitel in der Rookie-Geschichte von Sebastian Bader: Mit dem zweiten Sieg im zweiten Rennen krönte er sein Debüt-Wochenende eindrucksvoll – vor Ernst und Winfried Mühling.

Zum Abschluss gab es noch ein Kuriosum in der SP250: Niklas Seydel und Jörg Eberhardt tauschten kurzerhand die Motorräder – ein lang gehegtes Vorhaben. Auf Eberhardts Aprilia RS 250 lieferte Seydel sich einen packenden Zweikampf mit dem Serienklassen-Urgestein auf Seydels Suzuki RGV 250. Viele Überholmanöver und ein enges Finish – Eberhardt gewann mit 0,8 Sekunden Vorsprung. "Schon komisch, wenn man sein eigenes Vorderrad im Augenwinkel erkennt", sagte er danach grinsend.


FAZIT

Mit emotionalen Siegen, dramatischen Stürzen und packenden Titelkämpfen verabschiedete sich die Saison 2025 der IG Königsklasse in den Motorsport-Winter. Herzlichen Glückwunsch an alle frischgebackenen Meister – und schnelle Genesung an die Gestürzten. Auf ein ebenso spannendes Wiedersehen 2026!

Michel Förster